Privates

Sag mal, wohin willst Du eigentlich?

Ziele setzen.

Wie sieht es bei euch aus? Gibt es fest formulierte Ziele? Ich meine keine Vorsätze, sondern Ziele, die zeitlich benannt sind, in Zahlen und so genau wie möglich?

Ich hatte nie feste Ziele. Selbst nachdem ich mich selbstständig gemacht habe, dachte ich, dass schriftlich formulierte Ziele nicht nötig seien. Denn in wiefern würden Sie denn mein Tun beeinflussen? Ich gebe auch so 100% und sehe mein Unternehmen als mein Baby. Was nützt es mir, wenn ich mir zum Beispiel Umsatzziele stecke? Werde ich mich dann mehr anstrengen als ohne? Ich glaube nicht. Auch heute denke ich noch so.

Ziele

So war ich also knapp 30 Jahre ohne feste Ziele. Immer wieder wurde mir gesagt, dass ich mit Zielen bestimmt mehr erreichen könnte, unabhängig davon, ob es um den Beruf oder um das Privatleben geht.

Seit ein paar Monaten ist mein Entschluss „ziellos“ durchs Leben zu gehen aber ins Wanken geraten. Und nach einem Gespräch mit meinem Dad letzte Woche, ist endgültig klar, dass ich nicht ganz ohne fest definierte Ziele durchs Leben gehen möchte.

Durch einen Zufall hat mein Dad, selbstständig seit über 40 Jahren, mich nebenbei gefragt, ob ich eigentlich Ziele habe. Als ich dieses verneinte, ihm aber sagte, dass ich mir seit einiger Zeit darüber Gedanken mache, haben wir länger darüber gesprochen, wie das bei ihm war, was er in seinem Leben vielleicht bereut hat oder was er richtig gemacht hat. Dazu muss ich sagen, dass ich meinen Papa sehr dafür bewundere, was er sich aus dem Nichts aufgebaut hat, ein erfolgreicher Unternehmer, der seinen Kindern nicht in ihre Geschäfte reinredet, sondern sie seine eigenen Fehler machen lässt. Aber auch er hat mir erzählt, dass er selten mit festen Zielen durchs Berufsleben gegangen ist, und sich gerne mehr auf bestimmte Dinge konzentriert hätte im Nachhinein.

Am Ende des Gesprächs hatten wir beide zusammen ein sehr einfaches Bild zum Thema Ziele vor Augen, das ich gerne mit euch teilen möchte.

Nehmen wir an, wir leben in Hamburg und wollen eine Reise machen. Die Frage ist: Wollen wir nach Kiel oder nach München aufbrechen? Wir müssen noch nicht den genauen Weg kennen, aber die Richtung, damit wir losgehen können. Norden oder Süden?

Es ist nicht wichtig, ob wir auch wirklich in München ankommen, Höhe Kassel können wir uns auch immer noch dazu entscheiden, dass Berlin unser Ziel sein soll. Der Unterschied ist: Die Zeit die wir bis nach Kassel gebraucht haben, wird uns nicht als Zeitverschwendung vorkommen. Wir haben viel erlebt und gesehen auf dem Weg, haben vor allem dazu gelernt und zwar so viel, dass wir wissen, dass München nicht mehr unser Ziel ist. In meinen Augen ein Gewinn.

Wenn wir uns aber zwischen Kiel und München nicht entscheiden können, dann drehen wir uns einfach weiter im Kreis und zwar dort, wo wir gerade sind. Gehen mal ein paar Schritte in die eine und dann ein paar Schritte in die andere Richtung. Wirklich zufrieden sind wir aber selten und ein Gefühl der Verwirrung wird immer im Hinterkopf sein. Ein großes Problem meiner Generation, in unserer Gesellschaft. Wir haben so viele Möglichkeiten wie keine Generation vor uns, wir können alles machen, tun, erreichen, sein lassen. Aber wie soll man sich da bitte entscheiden? Entscheidungen müssen nicht endgültig sein, genau so wenig wie Ziele. Aber einmal eine Richtung bewusst einschlagen, mit einem Ziel vor Augen, das benannt werden kann, hilft uns sehr, nicht immer zu denken „soll ich doch umdrehen“?

Ich mag dieses Bild. Es ist nicht von Fakten oder Zahlen getrieben, von Umsätzen, Statussymbolen wie ein Haus oder eine eigene Wohnung. Sondern von dem Gedanken, dass der Weg auch zum Ziel dazu gehört. Nur dafür müssen wir auch unser (vorläufiges) Ziel kennen.

Ich mache mich dieses Jahr zum ersten mal an meine Ziele – fühlt sich gut an.

Und ich möchte gern eure Meinung hören – Ziele ja oder nein? Große oder kleine Ziele? Nur im Kopf oder aufgeschrieben? Wie macht ihr das?

Liebste Grüße,
Ricarda

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8 Kommentare
  1. eileen

    3. Februar 2017 um 14:58

    Hallo liebe Ricarda,
    dein Beitrag ist super und spricht mir aus der Seele. Ja mit den kleinen und großen Zielen ist das so eine Sache.
    Durch meinen Beruf habe ich kaum Spielraum, da ist der Weg und Karriere ziemlich vorgegeben. Heute würde ich Ihn mir nicht mehr aussuchen, aber ich habe ihn nun mal.
    Meine Wünsche und Ziele habe ich mir erfüllt, Kinder sind gekommen und ein Haus wurde gebaut. Alles super schön. Alltag gemeistert mit viel Freiraum für uns als Pärchen.
    Dann rund um meinen runden Geburtstag habe ich mal reflektiert und mir die Frage gestellt, ob es in den nächsten 10 Jahren genauso spannend wird. Allerdings so viel würde bestimmt nicht mehr passieren. So dachte ich zumindest. Mein Ziel verschob sich, nun wollte ich die Kids aufwachsen sehen und schauen, dass sie/ wir ein schönes Leben haben. Ich selbst hatte mir das Hobby Nähen zugelegt. Somit habe ich auch den perfekten Ausgleich zum Beruf gefunden. Zielsetzung war bis dato immer noch Kleidung für den eigenen Bedarf und die Kids. Geträumt hab ich schon so manches Mal auch von so einem tollen Kreativblog. Vielleicht auch ein Ziel.
    Aber es sollte alles ganz anders kommen. Mein lieber Mann hat festgestellt, dass unser Leben nicht alles gewesen sein kann und nun alles über Bord geworfen. Ich denke bei ihm geht es sehr um verpasste Möglichkeiten, Träume, Ziele, die er nie verfolgt hat.
    Und nun denke ich bei deinem Beitrag. Wir haben so viele Möglichkeiten, Chancen und immer das Gefühl etwas zu verpassen. Was bleibt da am Ende von? Was ist das Ziel unserer Generation? Oder könnte man auch sagen, uns geht es einfach zu gut?
    LG Eileen

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  2. Ani lorak

    3. Februar 2017 um 18:06

    Hallo. Ich habe Ziele, ohne geht es in meinen Augen nicht. Wie Du es beschreibst: ein grosses Ziel, genau definiert – Meilensteine als Weg zum Ziel und ja durchaus auch innehalten und nicht auf Biegen und Brechen daran festhalten, aber ohne Ziel kein Ankommen. Die Frage ist, wer steuert, wenn wir es nicht tun, dann werden wir gesteuert und wir leben nicht unsere Wünsche und Ziele sondern die der anderen.

    Antworten

  3. Diana

    3. Februar 2017 um 18:27

    Ziele habe ich schon, aber meist sind sie grob gesteckt. Ich schreibe mir viele Dinge auf und schaue dann, wohin mich der Weg führt. Beruflich verfolge ich meine Ziele schon genauer – ich habe meine Zusatzausbildung fast fertig und habe mir schon das nächste Ziel gesteckt, welches ich hier erreichen möchte. Im Privatleben sind es oft kleinere Ziele, die dann ein großes Ganzes ergeben – so wirklich bewusst ist mir das aber erst in den letzten Monaten geworden, als ich mir Gedanken in verschiedene Richtungen gemacht habe – was möchte ich ändern, was beibehalten, wo möchte ich in ein paar Jahren stehen…
    Ich bin gespannt wohin mich meine Pläne führen werden und auf welchen Wegen ich zu meinen Ziel kommen werde…
    LG Diana

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  4. Melanie

    3. Februar 2017 um 20:24

    Yepp. Mit Zielen. Aufgeschrieben. Mir hilft das Aufschreiben dabei, meine Gedanken zu ordnen und die Gedanken in die richtige Richtung zu lenken.
    Liebe Grüsse aus dem Süden schickt Dir Melanie

    Antworten

  5. Bine

    5. Februar 2017 um 12:31

    Liebe Riccarda,

    ja, in meinem Bullet Journal habe ich mittlerweile eine Seite für Ziele. Allerdings auch sehr vage gehalten… Aber die großen Ziele habe ich z.B. in kleinere Schritte erreicht und kann mich so Schritt für Schritt vorarbeiten.
    Das Thema Selbstständigkeit steht gerade bei mir auch hoch im Kurs, aber da sind es noch keine konkreten Ziele, eher „An was ich alles denken muss“, da ich erst ganz frisch am Planen bin.

    Liebe Grüße
    Bine

    Antworten

  6. Chrissi

    6. Februar 2017 um 8:51

    Hallo Ricarda,

    sehr schön geschrieben, grade die Stelle mit dem Weg, der nicht als Zeitverschwendung war genommen werden sollte.
    Ich habe beruflich keine konkreten Ziele, wenn dann würde ich sie über den Haufen werfen, denn ich lasse mich oft leiten von dem was mir gefällt und gut tut. Ein Job sollte schließlich auch Spaß machen, man verbringt damit soviel Zeit.
    Privat sieht es ähnlich aus. Ziele gibt es eher in kleinen Formen, ala heute verbringen wir nur 1 Stunde mit Hausarbeit und den Rest kuscheln wir uns zusammen oder Renovierungen, die bald fertig werden wollen.

    Lg, chrissi

    Antworten

  7. Sandra

    6. Februar 2017 um 16:17

    Ich habe definitiv ein paar Ziele im Leben, aber keins habe ich aufgeschrieben. Sie sind in meinem Kopf oder im Herzen. Manche kann ich selbst beeinflussen, wie zum Beispiele Ziele im Beruf oder Reiseziele, die ich gerne im Leben abhaken würde, andere wie eine Familienplanung kann ich nur bedingt beeinflussen. Das macht mir mehr zu schaffen, als die Ziele, bei denen ich weiß, dass ich dafür selbst etwas tun kann. Dinge nicht beeinflussen zu können, das macht mich machtlos und verwirrt mich auch ein Stück. Meine beruflichen Ziele möchte ich gerne mit einer Familie vereinbaren, aber da ich nicht weiß, ob und wann ich diese gründen werden kann, kann ich auch meine beruflichen Ziele nicht zeitlich feststecken. Das fühlt sich schon irgendwie merkwürdig an. Vor knapp einem Jahr habe ich mir die beruflichen Ziele im Kopf festgesteckt und dann ein paar Tage später bemerkt, das ich aufgrund meines momentanen Singledaseins ganz vergessen habe Familie und Schwangerschaften in meine Jahresplanungen einzubauen, das war ein kleiner Schock. :( Mal sehen, wie es weiter gehen wird. Grob sind also Ziele gesteckt, eine Richtung, so wie du so schön geschrieben hast.

    Lieben Gruß und Danke für den tollen Beitrag,
    Sandra

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  8. Proserpina

    6. August 2017 um 13:13

    Hallo :)

    Ich finde deinen Beitrag wirklich klasse – und er hat mich zum Nachdenken angeregt… Ziele zu haben finde ich auch wichtig! Im Moment bin ich in der Findungsphase, auch wenn ich ein oder zwei kleinere Ziele habe; ob es für mich persönlich besser ist, die Ziele im Kopf zu haben oder sie aufzuschreiben, weiss ich noch nicht. Vielleicht wird es eine Mischung aus beidem werden.

    Liebe Grüsse
    Proserpina

    Antworten

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