Privates, Yoga

Mein erstes Mal – Bikram Yoga

Guten Morgen ihr Lieben,

vor ein paar Wochen stand mir meine erste Bikram Yoga Stunde bevor. Seit dem Yoga Urlaub teste ich mich durch die verschiedenen Yogastile und bin auf der Suche nach „meiner Yogapraxis“.

Heute möchte ich euch einmal mit in eine Yogastunde nehmen.

Bikram Yoga. Was ist das denn?
Eine festgelegte Reihenfolge von 26 Yogaübungen bei 40 Grad und 40% Luftfeuchtigkeit.

Und genau vor diesen beiden Zahlen hatte ich etwas Angst. Wird der Kreislauf und die Psyche mit machen? Werde ich die kompletten 90 Minuten im Raum bleiben, oder nach einer halben Stunde panisch den Raum verlassen?

Bikram-Yoga

Los geht es um 20 Uhr im Bikram Yoga Studio bei mir um die Ecke in St. Georg. Das war der erste Grund, warum ich Bikram Yoga ausprobieren wollte – das Studio ist einfach nah. Dass man bis zu 700 Kalorien in 90 Minuten verbrennen soll ist ein angenehmer Nebeneffekt, also nichts wie hin da.

1. Fehler: Ich gehe zu Fuß in den 4. Stock und nehme nicht den Fahrstuhl. Meine Meerschweinchenlunge fängt an zu quieken, ich komme in den Vorraum und ich fange sofort an zu schwitzen. Buh ist das hier bereits warm! Schnell die Jacke auf machen, bevor ich hier schon zerlaufe.

Auf der Internetseite steht extra, man solle so wenig wie möglich anziehen, die Herren dürfen auch gerne nur in ner Shorts kommen. Als der erste Mann mir allerdings aus der Umkleide entgegen kam und nur einen Klemmi (kennt ihr oder? Sehr knappe und enge Bade- oder normale Hose) anhatte, war mein Gedanke „Was mache ich hier eigentlich?“.

Aber ab in die Umkleide, da will ich jetzt durch und die Neugierde war einfach groß. Ich schaue mir die Frauen im Umkleideraum an, deren Outfits zum großen Teil aus einer Hotpants und Sport-BH bestehen und habe 2 Gedanken: 1. So würde ich mit meinen Speckröllchen nie Sport machen. 2. Wenn ich allerdings solch eine Figur hätte wie die Damen hier, würde ich wahrscheinlich nur noch so rum laufen.

Ich mich also fix in meine kurze Hose, Sport-BH und Tanktop geworfen, großes Handtuch (ganz wichtig!), Yogamatte und die Wasserflasche (noch wichtiger!) geschnappt und ab in den Yogaraum.

Alter Schwede… Mein erster Gedanke war „ich bin wieder in der Schule in der Turnhalle (vor uns war bereits ein Kurs und ja, man schwitzt! Und ja, auch frischer Schweiß kann riechen!) und gleichzeitig haben eine Dampf- und 60 Grad-Sauna miteinander gekuschelt“ – zack entsteht ein Bikram Yoga Raum.

Erst einmal hinlegen, atmen, nicht jetzt schon Panik bekommen und immer wieder denken „das kriegst du hin“.

Unsere Lehrerin kommt herein und hat wenig mit einer entspannten Yogalehrerin zu tun, ein bisschen mehr mit einem Drillseargent. Aber sie ist super nett, erklärt mir alles, sagt Bescheid wenn ich bei Übungen erst einmal nur zugucken soll und was an welcher Übung besonders wichtig ist, damit wir dem Körper etwas gutes tun.

Das Wichtigste in diesem Raum ist: Wenn du nicht mehr kannst, bleib stehen oder setz dich aufrecht hin. Völlig egal was die anderen gerade machen, höre nur darauf, was du gerade kannst und schaffst. Man hört oft, das einzige Ziel in der ersten Stunde soll sein, einfach nur im Raum zu bleiben… Nach 35 Minuten denke ich, dass das ein schlechter Scherz sein soll und empfinde selbst das stille Sitzen auf der Matte als Halbmarathon. Mein Handtuch ist nass, kein Zentimeter meiner Haut ist noch trocken, mein Restmascara läuft mir fies ins Auge und jetzt beneide ich den Mann, der nur einen Klemmi trägt, während mein weites Tanktop schwer und vollgesogen an meinem Körper klebt. Und merke, dass es einen Grund hat, warum die Trainerin vor der Tür auf einem Podest steht… damit man wirklich erst raus geht, wenn man nicht mehr kann, und nicht weil man einfach denkt man hat keinen Bock mehr.

Zwischenzeitlich versuche ich zu zählen wie viele der 26 Übungen wir schon gemacht haben, um abzuschätzen, wo wir sind. Mein Gehirn funktioniert aber schon längst nicht mehr und ich versuche mich nur auf die Übungen zu konzentrieren. Das ist nämlich ein großer Vorteil hier – du kommst gar nicht in die Versuchung dich mit deiner Steuererklärung und Co zu befassen. Als dann auch noch der Baum klappt, trotz Schwitzendeluxe, Mascara im Auge, leichtes Herzrasen und immer schön den Blick im Spiegel fixieren (unangenehm wenn man gerade aussieht wie ein Panda im Gesicht), denke ich „alles klar, das schaffst du bis zum Ende“.

Anschließend liegen wir für 2 Minuten auf dem Boden, in der Totenstellung – sehr passend, ähnlich fühle ich mich gerade. Der Rest der Stunde findet Gott sei Dank mehr im Sitzen oder auf dem Boden statt und ist nicht mehr ganz so anstrengend und Kreislauf gefährdend wie die erste Hälfte der Stunde. Am Ende liege ich mit geschlossenen Augen auf meinem klitschnassen Handtuch und muss während der Entspannungsphase lächeln. Ich bin nicht rausgegangen!

Als ich Zuhause bin, merke ich, dass ich noch nie so glücklich und stolz nach dem Sport auf mich war. Allerdings ist es auch wirklich mehr das in meinen Augen – Sport statt Yoga. Die Entspannung und das „zu sich finden“ steht eher hinten an, dafür der Kampfgeist und das Durchhalten im Vordergrund.

Ob ich noch mal hingehe? Ich werde mir dazu im Herbst noch einmal Gedanken machen.

Liebste Grüße,
Ricarda

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8 Kommentare
  1. Anna

    11. August 2015 um 11:51

    Liebe Ricarda,

    Hut ab! Ich hätte wahrscheinlich nicht durchgehalten. Deine Worte passen wie Faust aufs Auge. So witzig und humorvoll, einfach genial. Ich musste so oft Schmunzeln und konnte das Ende kaum abwarten. Ich selber liebe Yoga, habe aber das Bikram Yoga noch nie ausprobiert. Was ich toll fand war dein Yogaurlaub auf Mallorca. Das ist mein nächstes Urlaubsziel. Ein paar Tage ohne Kidis und Mann. Die Akkus voll laden. Das habe ich mir fest vorgenommen.
    Ganz liebe Grüße aus Dortmund.
    Anna

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  2. Mrs. Flow

    11. August 2015 um 18:35

    Liebe Ricarda,
    Ich liebe Deine Yoga Berichte! Ich habe dich vor meinem inneren Auge schon schwitzen sehen. Beim lesen habe ich Tränen gelacht UND ich verspüre den dringenden Wunsch es auch mal auszuprobieren!
    Berichte bitte weiter von deinen Yoga Stunden!

    Liebe Grüße Tanja

    Antworten

  3. Fee von fairy likes...

    12. August 2015 um 0:38

    Liebe Ricarda, wie lustig – mir ging es wirklich ähnlich, als ich das erste Mal beim Bikram war. Es hat meinen Kampfgeist gepackt und ich war vielleicht 5x dort – aber so richtig überzeugt hat es mich nicht. Ich frage mich, ob es einen „Sport“ gibt, der das jemals tun wird, aber das ist ein anderes Thema :-) Liebe Grüße, fee

    Antworten

    • Ricarda

      12. August 2015 um 7:30

      Haha, da schließe ich mich ehrlich gesagt an :D

      Antworten

  4. Joya

    12. August 2015 um 1:54

    Hui, das hört sich wirklich anstrengend an, du kannst sehr stolz auf dich sein (und das bist du vermutlich und dem Text nach zu urteilen auch)! Danke, dass du hier verschiedene Stile beschreibst (und das auf eine sehr amüsante und unterhaltsame Weise). So kann man schon mal für sich filtern, ob das überhaupt in Frage kommt. Also gerne weiter so :o)

    Antworten

  5. Nadine

    12. August 2015 um 13:22

    Liebe Ricarda,

    herrlich dein Bericht übers Bikram Yoga! Kannte ich vorher ehrlich gesagt überhaupt nicht.
    Ich kann dir aber sehr Kundalini Yoga ans Herz legen, hier wird sehr viel Wert auf Entspannung und Besinnung gelegt, vielleicht gibt es das ja auch bei dir in der Nähe.

    LG
    Nadine

    Antworten

  6. Jenny

    12. August 2015 um 18:32

    Hallo,
    vielen lieben Dank für den Beitrag. Ich war auch am überlegen mal mit Yoga zu starten und bin dadurch gerade auf deinen Blog gestoßen. Hilfreicher Beitrag, danke dafür.

    Liebste Grüße aus Hamburg
    Jenny von BLOND GIRL

    Antworten

  7. Luise

    4. Mai 2016 um 22:29

    Wow was ein Erlebnis :) würde ich auch gerne mal testen aber halte es in einer Sauna nicht mal 5 Minuten aus
    Werde aber über eine Probestunde nachdenken
    Liebe grüse

    Antworten

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