Food, Wohnen

Draußen sitzen und Grillen – ein perfekter Spätsommertag

Hallo ihr Lieben,

heute beschäftige ich mich mit einem hoch emotionalen Thema… Fleisch.

Gefühlt gibt es an der Fleischfront genau 2 Meinungen: Auf der einen Seite die „Fleisch ist mein Gemüse“ Fraktion und auf der anderen Seite die „Alles Tierquäler“-Partei.

Ich kann mich mit beiden Seiten nicht identifizieren. Ja ich esse Fleisch. Nicht täglich. Aber wenn, dann mit Genuss. Und dafür muss es gutes Fleisch sein! Nicht so ein „2,99 das Kilo“-Fleisch. Denn sind wir mal ehrlich, wenn man so günstiges Fleisch bekommt, dann ist da nicht mehr viel Fleisch drinnen, was man spätestens nach dem Zubereiten daran sieht, wie sehr das Stück Fleisch geschrumpft ist…

Glücklicherweise habe ich da eine Bloggerfreundin, die das genau so sieht und die zufällig noch richtig gutes Fleisch machen kann!

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Die Rede ist von Sarah, besser bekannt als Muddi, die außerdem jeden Donnerstag den RUMS ins Leben ruft. Sarah ist aber nicht nur Muddi und näht gerne, für sie ist Fleisch ihr Handwerk und ist gelernte Fleischermeisterin.

Als sie mich fragte, ob ich Sachen aus ihrem neuen Onlineshop Kalieber mal probieren möchte, war ich Feuer und Flamme. Na klar! Da weiß ich, wo mein Essen her kommt! Und ohne zu übertreiben: Man merkt den Unterscheid zu 100% zum abgepackten Supermarktkram. Und das habe nicht nur ich gesagt, sondern noch 6 andere Mitgriller im Laufe der letzten Wochen. Da ist einfach richtig Geschmack im Fleisch. Und wie die duften – mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen! Aber zurück zu Sarah.

Zusammen mit ihrem Mann hat sie als Zweigstelle zu ihrem „normalen Wurstbetrieb“ den Onlineshop Kalieber ins Leben gerufen, wo es nicht nur Fleisch zum Grillen gibt, sondern vor allem viel gute Wurst – geräuchert, zum Streichen oder getrocknet. Und da Sarah viel besser in Worte fassen kann, was für sie das Thema „Fleisch“ bedeutet, gibt es heute ein Interview im Blog. Sollte es hier eh öfter geben – selbstständige Frauen, die sich etwas trauen – Hammer!

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Ricarda: Warum hast du Kalieber gegründet?
Sarah: Nicht ich, sondern wir! Mein Mann Mirko und ich. Und das auf der Grundlage dessen, was mein Opa und mein Papa aufgebaut haben. Mirko ist Koch und hat einen extremen Hang zu ehrlichem, guten Umgang mit Lebensmitteln. Ich selber bin Fleischermeisterin. Da kamen einfach zwei Handwerke(r) zusammen – und zusammen wollen wir gerne unseren Familienbetrieb mit ein bisschen Verrücktheit, etwas Humor und ganz viel Sinn für gute Wurst in die Zukunft führen.

Ricarda: Welcher Aspekt liegt dir beim Thema Fleisch und Wurst besonders am Herzen?
Sarah: Mir liegt am Herzen, dass wir beim Thema Fleisch und Wurst wieder von Geschmack reden. Dass wir wieder lernen zu genießen und nicht nur die Menge und den Preis beprahlen. Dass wir uns bewusst machen, dass wir mit Fleisch und Wurst eines der edelsten und wertvollsten Lebensmittel zu uns nehmen und dass wir das wieder zu schätzen wissen. Ich bin einfach der festen Überzeugung, dass dieses Bewusstsein vieles besser machen würde. Mir ist auch bewusst, dass weder wir noch ein einzelner direkt die Welt retten kann. Aber jeder von uns kann anfangen, im Kleinen etwas besser zu machen. Wir fangen an, mit Kalieber. Mit guten Rezepturen, mit dem Wissen um unser ehrbares Handwerk und mit viel Verantwortungsbewusstsein.

Ricarda: Was für Produkte gibt es bei euch?
Sarah: Bei uns gibt es fast alles, was sich aus Fleisch so machen lässt. Von der Schinkenwurst über verschiedene Leberwürste, Spezialitäten wie Zungen- oder Filetrotwurst bis hin zu exklusiven Rohwürsten und -schinken vom Bunten Bentheimer Schwein.

Ricarda: Wo siehst du Kalieber in einem Jahr?
Sarah: Das wüsste ich auch gerne! :-) Nein im Ernst, wir wollen Kalieber zum führenden Onlineshop für gute Wurstwaren ausbauen. Ich schreibe extra nicht exklusiv. Denn auch, wenn wir mit den Produkten rund uns Bunte Bentheimer Schwein sehr besondere Gourmetartikel herstellen, haben wir mit unseren Wiener Würstchen, der Sahneleberwurst, dem Bierschinken und vielen anderen Artikeln auch ganz „normale“ Produkte im Angebot, die es so an vielen guten (!!) Fleischereitheken zu kaufen gibt. Aber es hat eben nicht mehr jeder die Möglichkeit, beim „Fleischer seines Vertrauens“ einzukaufen. Schlichtweg, weil es viele Kollegen nicht mehr gibt. Es ist an der Zeit, dieser Entwicklung entgegen zu treten. Wir müssen uns in den Vordergrund drängeln, zeigen, dass wir da sind und dass der Verbraucher weiterhin Familienbetriebe finden kann, bei denen er sein Fleisch und seine Wurst kaufen kann. Wir sind einer davon und wir machen einfach einen sehr guten Job. Weil wir das lieben, was wir machen. Weil wir das gelernt haben, weil wir wissen, wie gute Wurst gemacht wird und weil wir genau solche Wurstwaren selber essen wollen.

Ricarda: Wo findest du, gibt es noch Aufklärungsbedarf zum Thema Fleisch in unserer Gesellschaft?
Sarah: Oha. Das ist so viel, das wird schwierig, das in ein paar kurze Sätze zu packen.
Vorweg: Ich halte rein gar nichts von diesen bescheuerten Grabenkämpfen zwischen Fleischessern und Nicht-Fleischessern. Kaum etwas wird so emotional diskutiert wir das Thema Essen, egal in welche Richtung. Ich finde, wir müssen da insgesamt mal wieder ein bisschen Ruhe rein bringen und die Diskussion auf eine viel sachlichere Ebene bringen. Ja, die Tiere müssen tot sein, wenn wir sie essen wollen. Das steht außer Frage und das kann man sicherlich gut oder eben nicht gut heißen. Ich habe selber das Schlachten in meiner Ausbildung gelernt und ich habe verschiedene Betriebe kennengelernt in dieser Zeit. Gutes Fleisch erhalte ich nur, wenn ich die Tiere von der Geburt bis zum Tod gut behandele und dieses Wissen hat jeder, der mit Nutztieren arbeitet. Ja, es gibt schwarze Schafe, wie in jeder Branche. Aber deswegen dürfen wir Guten uns nicht weg ducken! Im Gegenteil. Wir müssen laut werden und endlich wieder zeigen, wie die Realität aussieht. Und die ist gut! Es wird immer so oft so laut geschimpft über die böse Massentierhaltung. Aber mal ehrlich, was ist das denn und wo fängt das an? Und warum geht es einem Tier schlechter, nur weil viele Tiere in einem Stall stehen? Ich kann nur jeden bitten, sich einmal einen Hof anzusehen. Oder eine Fleischerei. Ruft an, fragt nach, erklärt, warum ihr gerne gucken würdet. Die Standards sowohl in der Tierhaltung als auch in der Fleischverarbeitung sind wahnsinnig hoch. Wir haben hier in Deutschland die höchsten Standards in ganz Europa! Den Tieren geht es gut. Das bedeutet derweil nicht, dass wir nichts mehr tun müssen! Ich selber finde diese Masse, die wir an Fleisch erzeugen auch nicht nur gut. Zumal in meinen Augen vor allem der Geschmack unter der Züchtung sehr gelitten hat. Das Fett wurde weg gezüchtet, das Schwein wird grade mal ein halbes Jahr alt. Genuss geht anders. Was ich damit meine kann nur verstehen, wer mal Fleisch von alten Rassen wie dem Bunten Bentheimer Schwein oder einem Wollschwein verspeisen durfte. Das ist einfach kein Vergleich!
Was mir weiterhin sehr am Herzen liegt: Es wird so laut geschimpft auf unsere Branche, aber gleichzeitig sprechen die Verkaufszahlen der deutschen Discounter eine ganz andere Sprache. Unsere Branche steht extrem unter Druck. Wer mag da noch eine Ausbildung als Fleischer machen? Aber wer soll die ganze Wurst denn machen, die da tonnenweise vertilgt wird? Wer für 2€-irgendwas seine Wurst einkauft, der sollte sich nicht nur Gedanken darum machen, wie es den Tieren wohl ging sondern bitte auch, wer für so wenig Geld diese Wurst wohl herstellen konnte und wollte. Wir werden das, was wir alle über Jahrzehnte geschaffen haben, nicht von heute auf morgen ändern. Aber wenn wir Veränderung wollen, dann müssen wir auch irgendwo anfangen. Und das kann jeder am besten in seiner Küche und an seinem Esstisch. Und wir in der Wurstküche – und das machen wir auch.
Das Thema ist so weitreichend wie tiefgründig und es ist einfach schwer, das schriftlich in Worte zu fassen. Die beste Aufklärung geht für mich immer noch über den Gaumen! Also, kommt uns besuchen! Direkt in Lastrup oder am 20. September beim Genussmarkt in Bad Zwischenahn, vom 9.-11. Oktober auf der eat&STYLE in Hamburg oder vom 14.-16. November auf der Fisch & Feines in Bremen! Da könnt ihr probieren und fragen, was das Zeug hält.

Danke Sarah für das Interview!

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Ich finde Sarah hat vollkommen Recht, wir können lange über Dinge reden oder sie einfach mal ausprobieren. Daher fahrt, wenn ihr die Möglichkeit habt, zu Foodmärkten – testen und probiert das Essen, egal ob Fleisch, Fisch oder Gemüse. Es sind schöne Wochenendausflüge und tolle Inspirationen für den Alltag.

Ich wünsche euch einen tollen Start in de Woche!

Liebste Grüße, Ricarda

Bezugsquellen der Möbel:
Gartentisch und Stühle: Ikea
Outdoorteppich: Westwing

Und was mir besonders am Herzen liegt: Für diesen Beitrag habe ich selbstverständlich kein Geld bekommen oder genommen! Alles was ich hier schreibe entspricht zu 100% meiner Meinung, auch wenn ich mich freue, hiermit eine Bloggerfreundin zu unterstützen. Das Café um die Ecke empfehle ich ja auch in meinem Freundeskreis, ohne dass ich vorher sage „Achtung, Werbung“, nur weil es mir gefällt :)

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8 Kommentare
  1. smettesbeste

    7. September 2015 um 12:06

    Danke Ricarda, für dieses wundervolle Interview, das mir direkt aus dem Herzen spricht.
    Mir fehlt vor Ort tatsächlich dieser alteingesessene Fleischermeister, der seine Wurst noch selbst herstellt. Es gibt nur Discounter, Supermärkte oder Fleischereiketten. Meiner Erfahrung nach ist das Fleisch dort auch nicht von besserer Qualität als beim Discounter.

    Zweimal im Jahr wird in der Region Heckrind geschlachtet, was durch das Naturschutzzentrum erfolgt, genau wie die Aufzucht. Hier bestelle ich gerne und freue mich über die tolle Qualität. Das würde ich mir auch für den Alltag wünschen.

    Kontroverses, aber wichtiges Thema.

    Danke und viele Grüße,
    Steffi alias smettesbeste

    Antworten

  2. Christina

    8. September 2015 um 22:47

    Danke für diesen tollen Beitrag!! Vor einem halben Jahr habe ich meine Ernährung komplett umgestellt und esse nur noch Fleisch vom Bauer (mit eigener Schlachtung und Vermarktung vor Ort). Viele verstehen nicht, warum ich keinen Döner oder Burger mehr essen möchte. Man mag es nicht glauben, aber ich fühle mich seitdem körperlich um einiges besser. Meine Kopfschmerzen haben sich drastisch reduziert! Vielleicht mag es Einbildung sein, vielleicht am dem Umstand liegen, dass ich dadurch mehr Gemüse und Obst esse… aber das ist ja auch egal!
    Komplett auf Fleisch verzichten könnte ich nicht, dafür esse ich es einfach zu gern! Meine Familie und Freunde haben sich mittlerweile daran gewöhnt und holen extra das Fleisch vom Bauer, damit ich mit essen kann. Dadurch hat sich deren Ansicht zum Thema Fleisch auch sensibilisiert und das ist doch schonmal ein kleiner Schritt den Konsum ein wenig zu senken ☺

    Antworten

    • Ricarda

      9. September 2015 um 7:51

      Das klingt hervorragend! Super Einstellung!

      Antworten

  3. katja

    8. September 2015 um 22:53

    Woher stammt die Info dass es den Tieren in Deutschland gut geht?Ich habe da tausend andere Infos.
    Auf jeden Fall sieht es gemütlich aus bei Euch;)

    Antworten

    • Ricarda

      9. September 2015 um 7:51

      Katja ich denke, dass es da natürlich auch immer auf den Betrieb ankommt. Natürlich kann ich nie zu 100% sicher sein, ob das stimmt oder nicht, außer ich besuche einen Hof im Umland und kaufe nur dort mein Fleisch, wenn frisch geschlachtet wird (weswegen hier gerade die Überlegung ist mal eine größere TK zu kaufen :)). Was ich aber sicher weiß – bei 2,99 Kilo Preis von irgendetwas, kann es dem Tier nicht gut gegangen sein!
      Danke dir für das Kompliment, ich finde auch, dass ein Teppich gleich gemütlich wirkt, hihi

      Antworten

    • Luci

      9. September 2015 um 10:37

      Ich denke, das liegt schlicht und ergreifend daran, dass man, wenn man denn was hört oder liest, immer nur über die „schwarzen Schafe“ berichtet wird. Also die Betriebe, wo es eben NICHT tierfreundlich zugeht. All die anderen, bei denen zwar auch viele Tiere im Stall stehen, die aber eben nicht leiden, sieht man ja nicht. Wenn man nicht selbst danach schaut!
      Ich z.B. habe den Vorteil, auf dem Land zu leben. Ich kann die Milch beim Bauern holen, und einen Hühnerhof, von dem wir unsere Eier haben, gibt es auch. Die Betriebe fallen bestimmt beide unter den Begriff der „Massentierhaltung“, denn es sind konventionelle Höfe, deren Besitzer mit ihren Familien davon leben. Wenn wir Milch holen, kann ich in den Stall gucken. Da stehen viele Kühe. Die können im Stall herumlaufen, fressen, wann sie Lust haben, sich hinlegen. Sie haben Tageslicht und frische Luft, denn der Stall ist zur Südseite hin offen. Klar sind die Kälbchen nicht bei ihren Müttern, weil die Milch ja verkauft werden soll, aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass es den Kühen schlecht geht. Und die Milch schmeckt ;)
      Genauso bei den Eiern. Die Hühnchen leben in einem großen Stall. Es ist also „nicht mal“ Freilandhaltung – das ist dank Vogelgrippe und Konsorten einfacher. Aber sie haben einen großen Wintergarten, Tageslicht und frische Luft. Wenn wir beim Spazierengehen dort nach den Hühnern gucken, sind es viele, ja. Aber sie sind in Bewegung, picken, aber nach Futter – die Tiere selbst sind nicht „verhackt“, wie Hühner es unter Stress ja machen.
      Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in unserem kleinen 4.500-Seelen-Dorf zwei derart exeptionelle Betriebe haben. Ich denke vielmehr, dass es in der Mehrzahl der Betriebe so aussieht. Nur der Konsument sieht das nicht. Weil es ihm nicht gezeigt wird. Macht ja keine Quote …

      Antworten

      • Ricarda

        9. September 2015 um 13:16

        Was für ein schöner Kommentar! Danke Luci! :)

        Antworten

  4. Mel

    9. September 2015 um 16:38

    Toller Bericht, vielen Dank.
    Ich selbst habe 14 Jahre kein Fleisch gegessen und weiß daher wie schnell man in die Schublade „fleischfresser“ und „hasenfutter vertilger“ gesteckt wird. Ich selbst habe niemals Menschen verurteilt die Fleisch gegessen haben, ich habe es einfach nicht gemacht. Mittlerweile hat es sich geändert aber ich achte auf Qualität und esse auch nicht jeden Tag Fleisch. Man muss sich einfach mal etwas in der Umgebung auch umhören, da findet man viele weiße Schäfchen, so wie Lucy geschrieben hat ;-). Nur klar, in Discounter ist es schneller und einfacher und günstiger. Aber man sollte es sich vielleicht generell zu Herzen nehmen, daran zu denken, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden, egal welche. Dann schätzt man es vielleicht mehr.

    Im übrigen eine tolle Essecke. Der Teppich sieht total toll aus.

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